Was habe ich auf dieses Event hingefiebert! Nicht nur, dass die Location einfach ein Knaller ist mit seiner abwechslungsreichen Kartografie, nicht nur, dass die Mutter aller Schlachten von Team Tactics in die nächste Runde gehen sollte, NEIN – es sollte mein episches zehntes Mal auf dem Feld der Ehre bei einer ASC werden und ganz nebenbei damit eine Medaillenverleihung einhergehen für die zehnte Teilnahme an der Advanced Scenario Campaign.
Soweit der theoretische Plan. Dass mich kurz vor Eventbeginn ein heimtückischer Sturz vom Gerüst so komplett schultertechnisch ausknockt, dass es mir nicht mal möglich gewesen ist, eine Knarre zu halten, geschweige denn in Vollmontur durch das Fort zu rennen, war ungeplant. Bis kurz vor Abfahrt war tatsächlich nicht mal klar, ob ich überhaupt mit meinen Jungs der German Executive mitfahren konnte. Dank der Pharmaindustrie und deren phantastischen Erzeugnissen war es dann aber doch möglich und wir konnten Freitag mittags Richtung Frankreich den Partybus besteigen.
Unser Motel-Hotel ( Norman Bates lässt grüssen, dachte ich im ersten Moment ) lag nicht weit entfernt vom Spielfeld entfernt und nachdem wir unsere bereits angereisten Teammates begrüßt hatten, führten wir uns in Frankreich gleich mal ordnungsgemäß ein, indem aus wie auch immer gearteten Gründen ( *husthustAlkoholhusthust*) plötzlich der Feuermelder anging.
Kennt ihr die Bilder, wenn man in einem von Kakerlaken besiedelten dunklen Kellerraum plötzlich das Licht anmacht? So ungefähr sah es aus, als plötzlich dieser arschlaute Alarm losging, draussen im Hof vor unseren Zimmern, und sich alle erstmal schön verpisst haben und damit signalisierten, „ICH hab damit nix zu tun“. Zum Glück nahm unser Hoteldirektor die Sache echt gelassen und liess uns sogar den Generalschlüssel zum Ausschalten des Alarms da- keine Ahnung, ob er sich insgeheim gedacht hat, „ohjee, les Allemands, grande catastrophe…“ oder sich einfach schon mal prophylaktisch denselben ergeben wollte.
Am Samstagmorgen ging das Abenteuer ASC dann richtig los, als wir in Kolonne die paar Kilometer zum Fort antraten, alle schon in Montur und in freudiger Erwartung auf das Spielfeld. Der Wettergott war uns hold, es war zunächst etwas neblig, was dem Fort aber absolut gerecht wurde, denn es sieht schon wirklich beeindruckend aus, wenn sich in den Zwischengängen die Nebelschwaden langsam auflösen und nach und nach die Gewaltigkeit des Monuments dargelegt wird.
Nach einer wie immer straff organisierten Antritts- und Begrüßungsrede durch Team Tactics und der obligatorischen Regelverkündung für die Neulinge in der ASC-Welt ging es auch schon zu den jeweiligen Startpunkten der beiden Fraktionen. Die Story hinter der ASC war wieder dem Austragungsort angepasst und so musste zunächst durch sämtliche Gebäudeteile und Aussenfelder gerobbt werden, um Satellitenanlagen, Wissenschaftler, Teile von Ausrüstung und Informationskarten geborgen zu werden.
Da ich gesundheitlich einen Totalausfall dargestellt habe, musste ich mich mit dem stillen Beobachter in Halbzivil begnügen und durfte mir die Schlachten in engen Gängen, Gewölbekellern und stockfinsteren Gangways nur unbeteiligt ansehen. Trotzdem hat mich dieses der ASC ureigene Feeling direkt wieder gepackt, denn wenn man mal mit etwas Abstand beobachten kann, wie aus eigentlich Fremden innerhalb einer halben Mission ein richtig gut eingespieltes Team wird, dass völlig fokussiert auf seine Aufgaben ist, dann ist das wirklich beeindruckend. So wurden Neulinge, die das erste Mal überhaupt bei einer ASC waren, direkt in den Inner Circle aufgenommen und somit zu hundert Prozent fürs nächste Event infiziert- das konnte man deutlich an den fiebrigglänzenden Augen und dem Willen, die Extrameile zu laufen, erkennen.
Überhaupt, wenn man dazu gezwungen ist, vom Rand des Geschehens zuzusehen, fallen einem viele Kleinigkeiten auf, die zu einem großen Ganzen, der ASC, werden. So habe ich zum Beispiel beobachten können, wie eingefleischte alte Hasen den Neulingen den Vortritt gelassen haben, als es darum ging, die Beute im Inneren des Forts zu erobern und in die eigene Basis zu verbringen. Ein toller Moment von Fairness, den die Jungs auf dem Feld echt genossen haben, vielleicht sogar ohne zu bemerken, wie genial die Aktion gerade war für Außenstehende.
Zwischen den knackigen Missionen war gerade mal Zeit zum Aufmumpeln am Auto, bevor Timo und Denis schon wieder zum Antritt riefen. Ausreichend Zeit für die am Feld ansässigen Ziegen, die sich lässig unseren gesamten Proviant zu Gemüte führten und für den einen oder anderen Lacher sorgten, als das Mißgeschick dann beim Missionsende auffiel. Merke: Ziegen sind Allesfresser! Die machen nicht mal vor Paint Halt, die Biester.
Leider ( oder besser zum Glück ) konnte das Aussengelände im Wald nicht bespielt werden, was dazu führte, dass Flashbangs nicht geworfen werden konnten, weder im Fort noch eben ausserhalb. Überall draussen stehen fiese Stahlstangen aus dem Boden hervor. Damit dort kein Unfall passiert, hat die Orga entschieden, die Mission, die eigentlich dort gespielt werden sollte, nach innen zu verlegen. Für mein Empfinden tat das dem Spielspaß aber keinerlei Abbruch, denn die Sicherheit geht einfach vor. Zumal im Inneren des Gebäudes dermaßen der Punk abging, dass man teilweise vor lauter Rauch nicht mehr die Läufe der Kniften sehen konnte, geschweige denn bis zum Ende der verwinkelten Tunnel. Das ging sogar soweit, dass Timo ins Spielgeschehen lief und die Spieler mitten im Fight fragte, ob sie noch könnten – die Antwort könnt Ihr Euch ja selbst vorstellen .
Schön ( und irgendwie auch völlig sinnlos ) war die Aktion, wie die Jungs sich durch die Gräben im Fort zum Aufenthaltsort der NPC durchgeschlagen haben, die Gegner auch ziemlich gut zurückgedrängt hatten- und dann von allen Seiten Kugeln geflogen kamen und unser Sani echt Mühe hatte, dem plötzlichen Bedarf an Torniquets nachzukommen. Es ging nichts vor- und rückwärts, wir saßen einfach fest- und plötzlich herrschte absolute Stille. Jetzt sitzt du quasi auf offenem Feld, denn von oben waren wir ziemlich gut sichtbar, Deckungen Fehlanzeige, nur ein paar Bretterwände vor den Fortmauern, und genau ein Zugang ins Fort vor dir, gefühlte 200m freie Laufbahn, perfekt, um vom Gegner so richtig aufs Korn genommen zu werden. Funk? Ausgefallen. Sichtkontakt in das dunkle Loch hinein, wo wir hinsollten? Negativ. Feindkontakt? Möglich, nicht abwegig. Was tun?
Hackengas. Ab durch die Mitte, einer nach dem anderen unter Feuerschutz, lief gebückt übers offene Feld auf den Eingang zu, der nur durch ein völlig heruntergekommenes Gerüst verdeckt war. Innen drin tiefschwarze Nacht, kein Anhaltspunkt, ob man nun direkt die Treppe runterstürzt oder gegen eine Wand zu laufen droht. Als alle Mann im Tunnel heil angekommen sind, ging es im Entenmarsch die Treppe runter.
Das ist so ziemlich das geilste Gefühl, wenn man so voll Adrenalin steckt, dass ein Hauch von Licht oder Bewegung direkt den Triggerfinger stimuliert, denn -ganz klar- kann das vor Dir nur ein Gegner sein, denn alle Teammates sind schließlich hinter Dir.
Denkst Du jedenfalls. Naja, der Rest ist Historie…
Am Ende lag ein Punkt zwischen Sieg und Niederlage und diesmal waren die anderen Gewinner. Wobei- schlussendlich haben wir alle gewonnen. An Erfahrung, Grenzgängen, Entscheidungen und Fehltritten, die uns besser werden lassen für das nächste Zusammentreffen.
Ganz herzlichen Dank an das gesamte Team Tactics Team rund um Timo und Denis. Ich weiss, dass da ein ganzer Haufen Arbeit und Teamwork drinsteckt, uns allen immer wieder ein Highlight von Spielführung, Spielablauf und auch Location bieten zu können. Ich denke, ich spreche für die gesamte ASC Community, dass wir heilfroh sind, dass es Verrückte wie Euch gibt, die sich das zweimal im Jahr antun ( von der Zeit, die dazwischen an Orga draufgeht, reden wir gar nicht erst ). Ihr macht das großartig und wir sind stolz drauf, dabei sein zu dürfen.
Meine 10. ASC – es gab natürlich die Urkunde und auch die heissersehnte Medaille, auch wenn ich bei dieser ASC tatsächlich keinen einzigen Schuss abgegeben habe. Umso mehr freue ich mich darüber, denn zurückblickend verging die Zeit viel zu schnell von meiner ersten ASC, damals noch in Givet, bis heute. Lustig, fällt mir jetzt erst auf. Damals war es auch Frankreich!
Und auch damals war Kurt Krämer, unser Magfed Fotograf der ersten Stunde, schon dabei. Wie auch damals hat er bei der aktuellen ASC wieder die geilsten Momente im Handstreich eingefangen.
Kurt, Du bist und bleibst für mich der einzige Fotograf, der uns Spieler immer im richtigen Augenblick festhältst- jedes Foto von Dir lässt einen retrospektiv wieder eintauchen in die Situation, in der das Bild geschossen wurde. DAS ist wirkliches Können- ganz unspektakulär und nicht um Aufmerksamkeit heischend. Dafür lieben wir Dich und freuen uns jedes Mal, wenn Du auf einem Event auftauchst. DANKE!
Ich freue mich, nächstes Jahr wieder mit Euch allen auf dem Feld zu stehen!